Verantwortung Katzenkauf


"Katzen hängen am Ort, nicht am Menschen"

oder

"Auch Katzen hängen am Menschen"
- eine sehr traurige Geschichte -





Auf einer schönen Farm in Afrika lebte ein Ehepaar mit ihren beiden Töchtern, die Große und die Kleine. Natürlich hat man auf einer Farm auch Haustiere wie Hunde, Katzen usw..
Die Große wuchs mit einem grauen Kater auf, den ihre Mutter mit in die Ehe gebracht hatte. Bimmi war schon recht alt und liebte keine Kinder. Außerdem hatte die Familie natürlich auch 2 bis 3 Hunde. Irgendwann entdeckte die Mutter, immer wenn sie abends in die Küche kam, dass ein Katzenschatten blitzartig die Küche verließ. Sie stellte dem "Schatten" jeden Abend Futter hin. Der "Schatten" wurde immer zutraulicher und entpuppte sich als wunderschöner Halblanghaar-Kater. Er wurde zum besten Freund der Großen und hieß "Dicker". Eines Tages kam Bimmi nicht mehr heim; er war wohl in den Busch zum Sterben gegangen.
Jede Woche fuhr der Farmer in den nächsten Ort und machte seine Besorgungen für Farm und Haushalt. Nach getaner Arbeit traf man sich natürlich mit Farmersfreunden im Hotel vor Ort an der Bar. Bei einer solchen Gelegenheit strolchte ein zweifarbiger junger Kater durch die Bar und wurde vom Wirt immer wieder verscheucht. Als er wieder hereinkam, brüllte der Wirt: Wenn du noch ein mal kommst, dann ersäufe ich dich! Der Farmer nahm in der Nacht den jungen Kater mit, der nun der Kleinen gehörte und den Namen Miu bekam.
War die Familie mal eingeladen und kam nachts nach Hause, blinkten hinter dem Hoftor wie aufreiht vier bis fünf Augenpaare. Auch die Katzen kamen, sobald sie das Geräusch der Motoren hörten und warteten wie die Hunde vor dem Tor.

Es vergingen schöne Jahre, aber auch der Dicke musste über die Regenbogenbrücke gehen. Er starb friedlich in den Armen der Farmerin. Als die Große am Wochenende aus dem Internat nach Hause kam, war sie abgrundtief traurig und suchte verzweifelt ihren besten Freund, konnte nicht verstehen, warum er sie verlassen hatte.
Auch Miu fühlte sich einsam. Eines Tages kam er mit einer jungen creme-weißen Halblanghaar-Katze im Schlepptau heim. Die Große war begeistert und nannte das Kätzchen Piezie, es musste ja schließlich eine Kätzin sein. Eines Tages entfernte sie Piezie Kletten aus dem Fell und stellte eine ganz prominente "Klette" fest: Piezie wurde kastriert. Die Große und Piezie waren ein Herz und eine Seele, es verband sie eine ganz besondere Verbindung, die noch stärker wurde, als der Vater die Farm verließ, weil er sich von der Famerin trennte, um eine andere Frau zu heiraten. Die vielen geweinten Tränen endeten in dem schönen Fell von Piezie, er musste sich alles anhören und war der beste Freund.
Die Farmerin konnte mit ihren Kindern und einem Verwalter auf der Farm bleiben. Ein Trost für alle in den schlimmen Zeiten.
Die Große musste auf eine weiterführende Schule, die 350 km von der Farm entfernt war und kam nur alle Vierteljahr nach Hause. Sie hatte außerdem große Probleme mit ihren Knien, war ständig mit ihrem Vater beim Arzt. Dann beschloss der Vater, die schöne Farm doch zu verkaufen. Eine Welt zerbrach für die Kinder und ihre Mutter. Die erste Frage der Großen war: Aber die Katzen nehmen wir mit? Die Mutter wich aus und meinte, man könnte sie nach dem Umzug später holen. Die Farm wurde an Freunde des Vaters verkauft, alles wurde geräumt, nur der Kleiderschrank der Großen blieb auf der Farm. Oft fuhr der Vater auf die Farm und besuchte die Freunde. Die Große fragte immer, wie es den Katzen ginge.
Die Zeit zog und zog sich und keiner wollte die Initiative ergreifen und endlich die schmerzlich vermissten Katzen holen. Die Große entwarf einen geheimen Plan, wollte mit dem Zug heimlich in den Ort fahren und mit Hilfe von Freunden auf die Farm, um die Katzen zu holen. Sie war verhindert, denn sie wurde am Knie operiert und konnte zunächst nicht weg. Eines Tages kam der Vater wieder von einem Besuch von der Farm und saß mit seiner Tochter, der Großen, im Wartezimmer. Sie guckte ihn an und wie immer fragte sie: Wie geht es den Katzen? - Es folgte unendliches Schweigen. -
Sie befiel eine unendliche Angst und sie schrie förmlich:
WAS IST MIT DEN KATZEN??????????
Der Vater meinte nur: Brüll nicht so! - Dann folgte: .... Sie sind tot.

Die Große war starr vor Schrecken, Verzweiflung, Trauer, Wut, Hass, Hilflosigkeit ... konnte nicht mal weinen und sagte ganz leise: .... warum?

Der Vater antworte:
Die Katzen haben sich in deinen Schrank verkrochen, aus dem sie nicht mehr heraus kamen. Keiner konnte sie mehr anfassen; sie haben die Menschen angefallen, gebissen, gekratzt, nicht mehr gefressen und in die Schränke gemacht; wir mussten sie einschläfern lassen.....

Man hatte meiner Schwester und mir den besten Freund genommen ..............




Piezie und Miu,
wir haben Euch nie vergessen.
Es tut mir so unendlich leid, dass ich Euch nicht holen konnte.




Nie wollte ich diese Geschichte erzählen, da diese Wunden niemals verheilen werden. Lese ich aber, wie leichtfertig Katzen angeschafft werden, um dann wieder abgegeben zu werden, weil man keine Zeit mehr hat, oder Kinder bekommt, oder sich vom Partner trennt, oder umzieht ....., konnte ich nicht anders.

Denken Sie daran, auch wenn Sie sich eine Katze kaufen, die ein relatives Eigenleben führt, bedeutet das noch lange nicht, dass dieses Lebewesen nicht an Ihnen hängt.




Die Entscheidung sich ein Lebewesen anzuschaffen, das von einem abhängig ist, bedeutet Verantwortung.

Und wie sagte der Fuchs zum Kleinen Prinz?

"Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen", sagte der Fuchs.
"Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."

Antoine de Saint-Exupéry



(c) Annette Erbslöh - 2008




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